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Weidegang fürs Pferd - ja oder nein?

27.07.2020

Im Sommer stehen die Pferde oft auf riesigen Weiden, ganz egal, ob das nun gut für die Tiere ist oder nicht. Denn Weide ist ja Gras und damit automatisch gut. Oder?

Tatsächlich hat eine Weide viele Vor- aber eben auch Nachteile.Zuerst einmal ist die Weide ideal, um schwerfuttrige oder alte Pferde optimal auf den Winter vorzubereiten, da das Gras sehr reichhaltig ist und die Pferde somit zunehmen. Doch genau das kann auch zum Verhängnis werden: Leichtfuttrige Pferde, Pferde mit Stoffwechselstörungen und übergewichtige Pferde profitieren meist nicht von der Weide, im Gegenteil...

Gras, zumindest das "fette" Weidegras, gehört standardmäßig genausowenig in den Speiseplan von Pferden wie beispielsweise Äpfel. Sie sind Steppentiere, die am Tag über 10km laufen und dabei ständig kleinere Mengen von Raufutter aufnehmen. Dass das Steppengras aber ein anderes ist, als das klassische Gras in unseren Breitengraden, erklärt sich von selbst.

Für unsere Vierbeiner ist es meist viel zu reichhaltig und kann dadurch schnell zu Problemen wie Übergewicht und letztendlich Stoffwechselstörungen führen.

Eine große Weide bietet deutlich mehr Auslauf als der übliche Winterpaddock oder sogar die Box. Das ist super für alle Pferde, denn viel Bewegung gehört zu den Grundbedürfnissen und fördert das allgemeine Wohlbefinden der Vierbeiner. Wie bereits erwähnt, bewegen sich wilde Pferde auf der Suche nach Nahrung im Schnitt 14km am Tag, 10km tägliche Laufstrecke werden empfohlen, damit das Pferd lange gesund bleibt. Aber wer geht schon jeden Tag 2h ins Gelände?

Dank einer großen, weitläufigen und mageren Weide bekommen die Pferde genug Bewegung. Die Weide bei uns ist sehr groß, sodass die Herde täglich etwa 12km zurücklegt - das sagen zumindest die GPS-Geräte, die an mehreren Pferden befestigt wurden. So kann man auch ohne schlechtes Gewissen mal einen Tag nicht in den Stall fahren, denn die Pferde bewegen sich meist genug. Gut geeignet, um aus kleinen Weiden eine Menge Bewegungspotential herauszuholen, sind Paddocktrails.

Eine artenreiche Weide mit Kräuteranteilen hat nebenbei auch den Vorteil, dass die Pferde sich bewusst das raussuchen können, was sie brauchen. Bei der Heufütterung ist das nicht möglich. Auch werden (bei genügend Auswahl) meist weniger Giftpflanzen gefressen, wenn die Tiere auf der Weide stehen. Denn: Im Heu sind diese getrocknet und durch Geruch und Geschmack nicht mehr identifizierbar, sodass die Pferde diese einfach mitfressen, ohne es zu merken.

Aber Weide will natürlich auch gepflegt werden. Je nach Größe der Fläche und Anzahl der Pferde ist dieser Aufwand nicht zu unterschätzen. Hinzu kommt das An- und Abweiden der Pferde.

Für Pferde mit sehr empfindlichem Stoffwechsel, die zu Kotwasser oder Durchfall neigen, empfiehlt es sich, das Anweiden entweder besonders schonend anzugehen, oder sie vielleicht nicht auf die Weide zu stellen, wenn diese nicht groß genug ist. Denn kurzgefressenes, gestresstes Gras ist Gift für empfindliche Pferde...
Dem möchte ich noch kurz entgegensetzen, dass Bolero (der seit Jahren Kotwasser und Durchfall hat) enorm von der Weide profitiert hat. Im Anweiden zeigte er keinerlei Probleme und die Weide scheint seinen Stoffwechsel wirklich zu beruhigen. Das könnte daher kommen, dass er die Giftpflanzen eben aussortieren kann. Oder von der vermehrten Bewegung, auch die ist einfach klasse für die Verdauung!

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Weide längst nicht für jedes Pferd die beste Option ist. Viel mehr sollte man abwägen, ob die Weide nicht letztendlich mehr Nachteile als Vorteile hat. Und die dicke Scarlett auf die Weide zu stellen, nur weil "sie sonst so traurig guckt", ist eher nicht die beste Entscheidung...

Im Idealfall sollte eine Weide sehr weitläufig, artenreich und eher mager sein, damit dein Pferd sie risikoarm genießen kann.

Kategorien: Pferdegerecht | Schlagworte: Fütterung

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